Pflegeassistenz soll attraktiver werden
Henrichmann diskutiert im carecampus: Mehr Auszubildende gewinnen
Coesfeld. Es gibt Gesprächsbedarf in der Pflege: Erst vor vier Wochen diskutierten die Auszubildenden zur Pflegefachkraft im carecampus in Coesfeld mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn über ihre Ausbildung. Nun kam noch einmal der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann in die Pflegeakademie, um an das Gespräch anzuknüpfen. Vor allem ging es um die Ausbildung, die hohen Abbrecherquoten und die Gründe dafür. „Pflege ist ein Beruf mit Chancen, das muss noch deutlicher werden“, zeigte sich der CDU-Politiker überzeugt. Denn vor alle mit mehr Auszubildenden ließen sich die dringend benötigten Fachkräfte gewinnen.
Die angehenden Pflegefachkräfte ließen keinen Zweifel: „Wir lieben unseren Beruf“, betonten sie immer wieder. „Doch wir kommen körperlich jetzt schon an Grenzen“, hieß es ebenso. Das liegt unter anderem daran, dass schon die Auszubildenden voll eingebunden werden in den Pflegealltag der Einrichtungen. Hinzu kommt ein sehr anspruchsvoller theoretischer Teil. „Hier sind nicht nur die Politiker gefragt, sondern auch die Schule und die Ausbildungsräger“, erklärte Caritas-Vorstand Christian Germing. Auch Dr. Mark Lönnies, Geschäftsführer der Christophorus-Kliniken, sah die Träger der praktischen Ausbildung mit in der Pflicht. Sie seien für die angehenden Fachkräfte zuständig. Politisch sei das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz ein „Riesenschritt in die richtige Richtung“ gewesen, um mehr Stellen schaffen zu können. „Doch das Personal fehlt trotzdem“, räumte er ein.
„Ein Problem, das nur durch mehr Ausbildung zu lösen sei“, erklärte Birgit Leuderalbert, Leiterin der Pflegeakademie. Die Auszubildenden erleben stattdessen, wie einige von ihnen aufgeben, auch weil der theoretische Teil für sie eine hohe Hürde sei. Ihr Vorschlag: Neben den Einrichtungen sollte auch die Akademie Vorstellungsgespräche führen. Yvonne David, eine der Lehrenden, regte an, die Zugangsvoraussetzung für die dreijährige Ausbildung anzuheben. „Gleichzeitig sollte die einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz mehr Gewicht bekommen“, betonte sie. Dies sei ein guter „Plan B“ für diejenigen, für die der Weg zur Fachkraft zu theorielastig und anspruchsvoll sei. „Hauptsache, es geht niemand der Pflege verloren.“
Und hier ist dann die Politik gefragt. Noch setzen die Einrichtungen, in denen die Auszubildenden eingesetzt werden, lieber auf angehende Fachkräfte, weil diese Ausbildung vom Bund refinanziert wird. Eine entsprechende bundesweite Regelung für die Fach-Assistentinnen und Fach-Assistenten fehle dagegen noch, nahm Henrichmann mit auf den Weg. Sympathisch war ihm die Durchlässigkeit des Systems: „Wer nach einem Jahr die Assistenz in der Tasche hat, kann sich immer noch in zwei weiteren Jahren zur Fachkraft weiter qualifizieren.“
Mehr Berufsstarter, weniger Abbrecher: das wünscht sich die Pflege. Über die Ideen, wie dies gelingen kann, diskutierte Marc Henrichmann (2.v.l.) in der Pflegeakademie carecampus. Foto: Büro Marc Henrichmann